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: w&v - Marketing-Fachmagazin, München

Eine Uhr, die hören kann

Ausgesprochen hässlich sieht das Ding aus mit seinem billig wirkenden Samtimitat- Armband und den großen digitalen Zahlen. Aber bei der Schweizer Uhr geht es nicht ums Aussehen, sondern um die Wirkung. Und die ist groß. Denn das kleine Ding namens Radiocontroll vermag "pro Minute vier Sekunden lang die Umgebungsgeräusche des Trägers" aufzunehmen, erklärt Manuel Dähler, Head of Radio Research der Schweizerischen Rundfunkgesellschaft SRG, die die Radiocontrol entwickelt hat und seit Januar 2001 als offizielles Instrument zur Ermittlung der Reichweiten von 43 eidgenössischen Privatradios und dem öffentlich-rechtlichen DRS einsetzt.

Zweimal im Jahr tragen repräsentativ ausgewählte Personen die mit Chips, Speicher und Mikrofon ausgestattete Hightech-Uhr jeweils eine Woche an ihrem Handgelenk. Ist die Woche rum, wird die Radiocontrol eingeschickt. Im Auswertungszentrum der IHA/GFM werden die Daten aus den Uhren mit jenen digitalisierten Signalen der Radioprogramme verglichen, die zeitgleich ausgesendet wurden. Stimmen die Datenmuster einer bestimmten Radiostation mit dem um das 120fache reduzierten Muster der Uhr überein, ist klar, "dass der Träger während der Aufnahmezeit den bestimmten Radiosender gehört hat", sagt Manuel Dähler.

Schöne neue Radiowelt. Bewegungsmelder und Thermometer beweisen, ob die Uhr getragen wird. Vier Sekunden pro Minute bei rund 800 Personen, die die Uhr zwei mal im Jahr sieben Tage lang im Schnitt 17 Stunden am Tag tragen. Das ergibt summa summarum 44000 Messwochen und etwa 280000 Messtage. Keine Face-to-face-Interviews mehr, keine Erinnerungslücken, keine Fehlinterpretierungen. Statdessen eine Fülle an Daten. "Ein bisschen Angst macht mir so etwas schon. Vor allem wenn ich daran denke, dass mir meine Frau eines Tages eine Uhr anzieht und immer weiß, wo ich bin und was ich mache." Werner Reineke, CEO der Frankfurter Mediaagentur Universal McCann flachst zwar. Doch ein Stück Wahrheit steckt bekanntlich hinter jedem Schalk. In diesem Falle das Thema Datenschutz. Aber da wiegelt Manuel Dähler ab. "Die aufgenommen Daten werden so reduziert, dass sie allein Aufschluss über die Radionutzung geben - testweise messen wir auch TV." Eine Daten-Rückwandlung sei nicht möglich.

Die Radiocontrol misst in- und ausländische Radionutzung zu Hause und unterwegs. Zudem Kabel-, Sat-und Internetradionutzung. Sie zeigt lang- und kurzfristige Quotenveränderungen bei Events wie Wahlen oder Sportereignissen auf und lässt qualifizierte Rückschlüsse auf Hörerbewegungen in der Primetime zu. Kein Wunder also, dass die meisten privaten und werbefreien staatlichen Sender die Uhr als Planungsinstrument gutheißen. Marco Meier, Marketingleiter von Radio Sunshine, Rotkreuz: “Unsere Station kann damit sehr gut leben, erlaubt sie doch interessante Auswertungen. Die Daten liegen schneller vor als bei Intervierws. Und sie gestatten gute Vergleichsmöglichkeiten.” Doch es hagelt auch Kritik. Frederik Stucki, Direktor Programme von Canal 3, Biel: “Der Träger der Uhr kann nicht frei entscheiden, welchen Sender er im Flieger, Kaufhaus oder Taxi hört.” Außerdem warnt er davor, dass jemand Einfluss nehmen könnte, welche Sender im öffentlichen Raum gesendet werden und so die Quoten bewusst verfälscht. Ob durch Radiocontrol die Werbepreise steigen, ist noch unklar, denn die ersten offiziellen Zahlen gibt die SRG erst Ende August heraus.

Wäre die Radiocontrol auch auf Deutschland übertragbar? "Ich halte sie momentan noch nicht reif für Deutschland", sagt Lutz Kuckuck, Sprecher der Geschäftsführung der Radio Marketing Service (RMS). Einiges spräche dagegen: die Kosten, die Größe der Stichprobe und das Politikum, “dass erst vor kurzem Cati eingeführt wurde”. Aber manches spricht auch dafür. “Sie würde die Radioplanung für uns deutlich vereinfachen. Wir könnten Werbeeinsätze optimieren und besser planen”, sagt Markus Bach, Zentrale Mediakoordination bei Nestlé in Frankfurt.

Die Kosten: Eine Radiocontrol kostet bei einer Auflage von 2500 Exemplaren rund 750 Euro. Hinzu kommen bei einer Stichprobe von rund 800 Personen in der Schweiz weitere Kosten von etwa 2,4 Millionen Euro für Technik und Auswertung. Hiesige Radiokenner schrecken weniger die Kosten, sondern die Stichprobe. Werner Reineke: "Die müsste in Deutschland natürlich wesentlich höher sein.” Von 60000 bis 80000 ist die Rede. Einen weiteren Unterschied zur Schweiz spricht Michael Hofsäss, Director Research & Marketing Services bei Universal McCann, an: "Im Hinblick auf die Radiolandschaft zum Beispiel in Berlin und Nordrhein-Westfalen müsste die Stichprobe disproportional sein." Ein Problem, das man mit Cati im Griff hat - aber mit der Radiocontrol noch lösen müsste. Joachim Thomas

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Der Börsenbegleitservice

Frankfurter Agentur M. Schulz ist Spezialist für Finanzkommunikation

“Unternehmen sollten kontinuierlich in Markenkommunikation investieren und mehr als Pflichtpublizität machen. Das Risiko von Kursschwankungen nimmt ab, die Marktkapitalisierung steigt, die Aktionäre sind zufrieden und Übernahmen werden unwahrscheinlicher.” Sagt jemand, der es wissen muss: Markus Schulz, 34, Gründer und Vorstand der M. Schulz Werbeagentur AG in Frankfurt. Die 1988 gegründete Agentur, die in zwei Lofts am deutschen Kapitalplatz Nummer eins in der Hanauer Landstraße residiert, ist auf Finanzkommunikation spezialisiert. Als Hidden Champion versteht sie sich. Als Dienstleister für Investor Relations und Initial Public Offerings. Als Profi, der inzwischen von Banken empfohlen wird. Aber auch als Agentur, die parallel PR-Kunden betreut und Werbung für sie kreiert. Und in dieser Kombination sieht Markus Schulz keinen Widerspruch, sondern einen Vorteil. Der größte Trumpf sei allerdings, eine Aktiengesellschaft zu sein. “Das ermöglicht Gespräche von Vorstand zu Vorstand. Und außerdem kann ich mich so besser in Abschlüsse und Regularien einer AG hineindenken.” Ein Börsengang in eigener Sache sei in absehbarer Zeit aber nicht geplant.

Bislang hat die Agentur, die zurzeit 25 Mitarbeiter beschäftigt, “sechzehn Börsengänge begleitet”, sagt Markus Schulz. Das schönste IPO? “Das war Marbert 1997. Tolle Anzeigen, die Aktie mehrfach überzeichnet. Ein Riesenerfolg, weil wir Schönheit und keine Aktien verkauft haben.” Der schnellste Börsengang? “Interpolix im Jahr 2000. Sechs Wochen hatten wir Zeit für die Vorbereitung, die normalerweise sechs Monate dauert.” Und das spannendste IPO? “Thiel Logistik im vorigen Jahr. Wir haben den Fuhrunternehmer Thiel als logistische Denkfabrik vermarktet.” Und offenbar erfolgreich. Denn Thiel Logistik wurde auf der Invest 2001 vor drei Monaten als beste Neuemission des Jahres 2000 ausgezeichnet – noch vor der Deutschen Post AG.

Neben der Finanzkommunikation – übrigens besteht seit Neuestem eine Kooperation mit der Mainzer Fachhochschule, um eine gemeinsame Finanzkommunikationsstudie zum Thema “Relevanz von Chat Boards auf die Kursentwicklung von Aktien” zu erstellen – hat M. Schulz einen weiteren Schwerpunkt: Umweltkommunikation. Angefangen hat es 1988 mit dem Umweltdezernat der Stadt Frankfurt. Markus Schulz: “Umweltberichte sind ein Teil der Unternehmenskommunikation.” Aber nicht nur das. “Darüber hinaus ist die Ökobilanz für eine wachsende Zahl von Investoren zu einem wichtigen Entscheidungskriterium bei der Auswahl ihrer Aktien geworden.” Zuletzt erstellte M. Schulz eine Ökobilanz für den Kunden Adtranz. Weitere Kunden von M. Schulz sind unter anderem: Balzers, DBV-Winterthur Holding, Kässbohrer, Madaus, Nestlé Foodservice, Psion und Sachsenring – im Übrigen 1997 das erste IPO für M. Schulz. Die Frankfurter Agentur, die felsenfest davon überzeugt ist, dass der “Markt nach beständigem Dialog und nicht Monologen im Vierteljahresrhythmus verlangt”, sieht sich als nationale Agentur mit internationaler Denke. M. Schulz bilanzierte voriges Jahr Billings in Höhe von 19,8 Millionen Mark. jth

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Keine Chance für Glücksritter
 - Porträt der IR-Agentur Haubrok

“Bei uns stehen PCs und keine Macs.” Axel Haubrok, Geschäftsführer und Gründer der gleichnamigen Düsseldorfer Agentur lässt den Satz wirken. Denn er symbolisiert das Selbstverständnis der Agentur, die “keine PR-Agentur ist” - aber im Ranking der größten deutschen PR-Agenturen auf Position sechs rangiert. Die keine Werbeagentur ist, aber wirbt. Und zwar in erster Linie für sich. “Wir nehmen in der Finanz-PR in Deutschland die führende Position ein”, sagt Axel Haubrok. Und man glaubt ihm aufs Wort. Jedenfalls solange kein offizielles Ranking der Investor-Relations-Agenturen das Gegenteil beweist. Haubrok vermisst sowas. Ebenso eine Plattform, die belegt, “wer, was in der IR-Branche so macht.” Denn ihn nervt, dass sich viele kleine Agenturen mit großen Kundennamen schmücken, wenn “sie die Tischkarten für die Jahreshauptversammlung entworfen haben”.

Trotz allen Ärgers: Axel Haubrok und seine 1990 gegründete Agentur haben ein sensationelles Geschäftsjahr hinter sich. Den Umsatz annähernd auf 30,4 Millionen Mark verdoppelt. Die Honorarerlöse mehr als verzweifacht auf 19,3 Millionen Mark. Der Jahresüberschuss stieg von 2,8 auf 6,7 Millionen Mark. Was macht Haubrok richtig, was andere vielleicht falsch machen? Kurze Pause. Axel Haubrok denkt nach. “Wir machen einfach erfolgreiche Arbeit.” Aber das tun andere gewiss auch. “Sicher, aber wir blicken auf elf Jahre Erfahrung am Kapitalmarkt zurück und kennen die Finanzwelt aus dem Effeff.”

In der Tat: Jede Menge Investor-Relations-Knowhow hat sich bei Haubrok angesammelt. Die Agentur betreut 110 Kunden, darunter die neuen Klienten Gerry Weber und Lycos. Und fast alle im IR-Fullservice. Das heißt: bei Strategie und Timing der IR, bei Beratung kapitalmarktrelevanter Aktionen wie Aktiensplit oder Kapitalerhöhung. Aber ebenso bei Zulassungsfolgepflichten wie Berichten und Adhoc-Mitteilungen. 27 Börsengänge hat die Agentur inzwischen begleitet. Darunter so illustre Namen wie Edel Music, Tiptel, EM.TV, Viva, Brainpool und Beate Uhse. Und so kommt es, dass “wir uns nicht mehr bei irgendwelchen Börsengängen aufdrängen müssen”, sagt Geschäftsführer Michael Kempkes. Stattdessen werde Haubrok von den führenden Konsortialbanken wie J.P. Morgan oder Deutsche Bank als Kommunikationspartner für den Börsengang empfohlen. Was in der IR-Branche sowas wie die Wildcard in Wimbledon ist.

Seinen USP sieht Haubrok in der strategischen Ausrichtung und der Beratungskompetenz. Was die strategische Aufstellung der Agentur angeht, ruht sie auf drei Säulen: Investor Relations, Corporate Finance und Corporate Events. IR ist mit einem Anteil von 60 Prozent das tägliche Brot bei Haubrok. Sie beinhaltet alle Zulassungsfolgepflichten wie Geschäfts- und Quartalsberichte, Adhoc-Mitteilungen oder Analystenkonferenzen. Aber auch weitergehende Leistungen wie die IR-Website, Aktionärspflege und Investorensuche. Die 1998 gegründete Corporate Finance ist der Beratungsarm, der im Vorfeld des Going Public die Börsenfähigkeit prüft, das Management coacht und die Unternehmensstory für eine optimale Positionierung am Kapitalmarkt aufbereit. Der Anteil am Unsatz: etwa 30 Prozent. Bleibt die 1999 gegründete Corporate Event, die mit der kompletten Organisation und Abwicklung von Hauptversammlungen betraut ist.

Weil Finanzmärkte und Börsengeschehen nicht mehr national, sondern global zu sehen sind, hat Axel Haubrok seine Agentur international aufgestellt: durch Partner in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Zudem hat er weltweit Thomson Financial/Carson als Partner. Ein Synergiekonzept. So sieht es auch Axel Haubrok. “Die Bereiche ergänzen sich ideal und bilden eine solide Basis für IR und IPOs.”

In Sachen Going Public waren die vergangenen Jahre Gold wert für Haubrok. Erstens weil angesichts der vielen Börsengänge die Agentur einen großen finanziellen Sprung gemacht hat. Zweitens weil die gewonnene wirtschaftliche Größe in weitere Aufträge mündete. Und drittens weil die Agentur dadurch viel für ihr Image tun konnte. Gerade Brainpool mit Stefan Raab und Beate Uhse waren Highlights für Haubrok. Aber auch Emissionen wie EM.TV, die, so Haubrok, “schwer waren, weil zu der Zeit außer Bertelsmann und Pro 7 keine Medienwerte notiert waren”.

Die jüngste Berg- und Talfahrt der Börse hat Haubrok um einige Erfahrungen reicher gemacht. Nämlich: Dass Agenturen auch in Hochzeiten solide beraten müssen. Dass es schon seinen Grund hat, warum Cash-flow, Liquiditätslage, Gewinne und Cash-back so wichtig sind. Dinge, die bei der Börseneuphorie und dem Aktienhype vieler Unternehmen, Aktionäre und Agenturen untergegangen sind. Nach dem Motto: Stagnieren die Gewinne und Erträge, ist ab heute Umsatzsteigerung durch Mergers und Akquisitionen das Maß der Dinge. Die Suche nach neuen und anders interpretierten wirtschaftlichen Kennziffern der Finanzwelt sei eine Einbahnstraße. Die Folge: “Der Markt der IR-Agentur wird jetzt bereinigt”, sagt Kempkes nicht ohne einen Anflug von Schadenfreude. Die Spreu trenne sich vom Weizen. Und nur die Kompetenten und Erfahrenen überlebten. Auf Unternehmens- wie auf Agenturseite. Haubrok: “Angesichts dieser Disparität haben Agenturnewcomer und Einsteiger zurzeit keine Chance, sich zu etablieren.” Denn die eingetretene Korrekturphase an der Börse habe die Marktteilnehmer nach der No-risk-no-fun-Phase für eine solide, erfahrene Beratung sensibilisiert.

Vergleicht man die Zahl der anstehenden IPO-Jobs bei Haubrok mit denen aus dem Vorjahr (neun) , wird klar, wie die Marktsituation ist: sehr verhalten. Einen Going-Public-Auftrag für die Essanelle Hair Group, den ersten deutschen Friseur an der Börse, hat Haubrok für Mitte des Jahres in der Tasche. Aber deswegen machen sich Haubrok und Kempkes keinen Kopf. Zumindest nach außen hin demonstrieren sie Gelassenheit. Haubrok: “Dann wachsen wir dieses Jahr eben nur einstellig. Oder gar nicht.” Schulterzucken, denn er weiß: Die Marktgesetze kann er ohnehin nicht manipulieren. Und die besagen momentan: Die Börse ist noch unten, Teile des Neuen Marktes sind weggebrochen. Und ein Boom wie in den letzten zwei Jahren wird sich so schnell nicht wiederholen.

Wenn Haubrok den IR-Markt charakterisieren soll, kommt ein Satz wie aus der Pistole geschossen: “In Deutschland gibt es verglichen mit der angelsächsischen Kultur überhaupt keine richtige Finanz-PR.” Sondern Agenturen, die das nebenbei versuchen. Oder Texter, die auf die Schnelle einen Geschäftsbericht schreiben. Und vermeintliche Event-Experten, die mal eine Hauptversammlung oder eine Roadshow organisieren. Diese Kleinklein-Philosophie ist Haubrok ein Gräuel. “Erfolgreiche Finanz-PR muss aus einem Guss sein. Und sie braucht exzellent ausgebildete Berater mit den Kenntnisschwerpunkten internationaler Kapitalmarkt und Finanzen.” Deshalb arbeiten zu 90 Prozent studierte Betriebs- und Volkswirte bei Haubrok. Insgesamt beschäftigt die Agentur 42 Mitarbeiter in Düsseldorf, Frankfurt und München. Personal, qualifiziertes zudem, war noch bis vor zwei, drei Jahren “extrem schwierig zu finden” sagen Haubrok und Kempkes unisono. Doch dank des Standings, das Haubrok derweil hat, “bekommen wir mindestens zwei Initialbewerbungen pro Woche von Bankern, Analysten und Ökonomen auf den Tisch.”

Wenngleich die Agentur für sich in Anspruch nimmt, im Spannungsfeld zwischen solider Beratung, kapitalem Marktverständnis und kreativer Finanzkommunikation mehr als nur flexibel zu sein, ist sie in einem anderem Teilbereich richtig unbeweglich. Sie schließt mit ihren Kunden in der Regel nur Jahresverträge ab. Denn erst dann, so das Credo des einstigen Journalisten und Finanzanalysten Haubrok, “kann der Kunde nach Bilanz-Pressekonferenz, Ad-hoc-Meldungen, Geschäftsberichten, Hauptversammlung, Events, Roadshows und kontinuierlicher Informationsarbeit beurteilen, ob wir einen guten Job machen.” Usus ist bei Haubrok ein fixes Basishonorar und on top erfolgsabhängige Vergütungen sowie Gewinnbeteiligungen. Gewinnausschüttungen in eigener Sache wird es – anders als noch vor kurzem kommuniziert – bei der Haubrok AG in nächster Zeit nicht geben. Haubrok: “Im Moment ist der eigene Börsengang nicht aktuell.” Die Agentur brauche kein Kapital. Und zudem sei die Börsensituation zu wenig aussichtsreich für einen stabilen Börsengang. Sagt einer, der es schließlich wissen muss.

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Nestlés einfache Internet-Rezepte

Der Schweizer Konzern will künftig den Unternehmensnamen stärker in den Vordergrund stellen als bisher. Das bedeutet: Auf den Verpackungen wird das Logo mit dem Vogelnest größer und auch die neue Unternehmenssite im Web soll die Konsumenten ansprechen. Dabei liegt der Schwerpunkt der Internet-Strategie für Heinz G. Zenk, Leiter der Hauptabteilung Werbung, Verkaufsförderung und Events der Nestlé Deutschland AG, auf One-to-One-Kommunikation.

                                                                                  Die dreigeteilte Unternehmenssite – Life, Unternehmen und Marken - steht ganz im Zeichen der von Nestlé formulierten Prämisse ”Good Food, Good Life”. Ein Claim, der verdeutlichen soll, dass es eine klare Verbindung zwischen Produkten und Lebensgefühl gibt. Zenk: ”Es reicht dem Verbraucher heutzutage nicht mehr, nur ein gutes Produkt zu bekommen. Er will zusätzlichen Service.” Anders ausgedrückt: Mit seinen jüngsten Internet-Aktivitäten verfolgt Nestlé das Ziel, sich bei den Verbrauchern aber auch bei Journalisten, Bewerbern und Foodspezialisten stärker als bisher als Berater zu positionieren.

Das geschieht vornehmlich im Site-Rubrik ”Nestlé Life”. Mit ”Lifestyle” ist hier zum Beispiel ein Verbrauchermagazin integriert, das Informationen rund um die Themen Essen und Trinken, Wellness und Fitness präsentiert. Es geht um ausgewogene Ernährung, Lebensmittel und die Kunst, im Frühjahr abzunehmen. Allesamt Themen, die fast jeder Frauen- und Fitnesszeitschrift Konkurrenz machen könnten. Dabei ist Nestlé selbstbewusst genug, nicht am Ende jeden Absatzes bei den eigenen Produkten zu landen. Heinz G. Zenk: ”Vertrauen und Markenloyalität kann man gerade im Internet nur aufbauen, wenn man ehrlich ist und Nutzwert orientiertes Wissen weitergibt. Auch wenn es um ein aktuelles Thema wie BSE geht, zu dem die Verbraucher viele Fragen haben.”

Die These Vertrauen durch Offenheit unterstützt Thomas Spar, der die Nestlé-Site als Mitbegründer und Vorstand Kreation und Konzeption bei der PopNet Internet AG, betreut: ”Erfolgreiche Corporate Sites brauchen immer über die Unternehmensdarstellung hinaus eigenen Content. Ein Unternehmen muss die eigene Wertewelt offen und über die Produktwelt hinaus darstellen.” Und zwar detaillierter als in Fernsehspots.

Dazu zählt, dass der Nestlé-Konzern auf der 400-seitigen Page klar sagt, was er von seinen Lieferanten erwartet, wie er über ethisch-moralische Grundsätze im Bereich der Gentechnik denkt oder was er von Kinderarbeit hält. Nutzwert für den User: Egal welches Thema er anklickt wird, die Site bietet sofort interne Kontaktpersonen und Links an. Damit will sich Nestlé online profilieren. Mehr noch: ”Diesen Service erwarten die Verbraucher von uns. Wir können nicht nur sagen, unsere Produkte sind so toll. Sondern wir müssen auch Stellung beziehen zu aktuellen und wichtigen Themen und Content liefern zu Problemen, die unsere Verbraucher beschäftigen. Egal ob es sich dabei um BSE, Allergien oder Diabetes handelt.” Erst das offene Wort schaffe Glaubwürdigkeit und Loyalität.

Nutzer, die Anfragen an Nestlé absenden oder Newsletter abonnieren, egal auf welcher Site, können ihr Einverständnis für Mailings geben. Nestlé sammelt die Adressen für One-to-One-Marketing, mit dem man künftig arbeiten will. Noch werde mit Hilfe der Daten analysiert, wie sich die Nutzer verhalten und vor allem, woher sie kommen.

Stringenz und Kontinuität verspricht sich Nestlé durch die Wahl der sehr wenigen Dienstleistern. Neben der Agentur Po Net (Honorarumsatz 2000: 34,8 Millionen Mark), die seit 1997 für den Lebensmittelkonzern arbeitet, verlässt sich Nestlé auf den vergleichsweise kleinen Anbieter Vist aus Königstein (Honorarumsatz 2000: 1,8 Millionen Mark). Das Unternehmen aus dem Taunus programmierte die Sites für Alete und Lion.

Der Lebensmittelriese lässt sich seine Sites einiges kosten. Die Budgets für die Maggi- und Nestlé-Site waren millionenschwer. Insgesamt dürfte der Konzern einen achtstelligen Mark-Betrag in seine Webauftritte gesteckt haben.

Über mögliche Folgeinvestitionen mag Zenk nicht gerne sprechen. Nur so viel: Bei der Promotion der Site stehe noch am Anfang zustehen. Der Bekanntheitsgrad der Sites soll gesteigert werden. Allerdings ohne Unsummen in die klassische Werbung zu investieren. Allein auf den Produktverpackungen tauchen die Nestlé-URLs auf. Aber auch das, räumt Zenk, seit 35 Jahren bei Nestlé und Pionier für Visionen beim Unternehmen, ein, ”ist ein Umstellungsprozess, der seine Zeit braucht”. Das Motto scheint zu lauten: Es gibt noch viel zu tun, aber wir lassen uns nicht hetzen.

Erstaunlich gelassen lässt Nestlé durchblicken, dass hohe Site-Besucherzahlen auf www.nestle.de zwar schön, ”aber nicht alles sind”, orakelt Pressechefin Barbara Nickerson. ”Vielleicht können wir es uns ja leisten, da gar nicht so intensiv drauf zu schauen und statt dessen nur auf die Content-Qualität zu achten.” Dennoch hier ein paar Zahlen, die Thomas Spar von PopNet liefert: ”Die Seite www.nestle.de, seit März online, ist ein voller Erfolg bei den Nutzern. Dies belegen die Zugriffszahlen, die im März mit 55.000 Besuchern und 492.000 Seitenansichten ermittelt wurden.” Spars Fazit: ”Das gesetzte Ziel haben wir damit erreicht.”

Fast wichtiger noch als Besucherzahlen ist die Linkstrategie, die das Unternehmen verfolgt. Während zurzeit überwiegend interne Links zu Seiten aus der Nestlè-Produktfamilie eingearbeitet wurden, möchte das Unternehmen in Zukunft die Seiten breiter verlinken. Zum Beispiel in Richtung Handel, Partner und Verbände. Aber wiederum Content orientiert. Zenk: ”Wir haben zwar Foodkompetenz. Wenn es jedoch um die Herstellung von Verpackungsmaterialien geht, möchten wir gerne per Link an unsere Kooperationspartner verweisen.”

Online-Werbung scheint in der Frankfurter Nestlé-Zentrale keine entscheidende Rolle zu spielen. Auch wenn der Konzern im Jahr 2000 etwa 320 Millionen Mark in die Kommunikation investierte, werden keine Banner geschaltet. Auch zur Refinanzierung des Nestlé-Portals oder anderer Sites ist Online-Werbung kein Thema. Über so etwas werde allenfalls ”nachgedacht”.

E-Commerce hingegen ist ein Thema. Aber selbst wenn Kunden auf der Maggi-Site das eine oder andere Kochbuch, einen Löffel mit Knoten oder ein paar Kaffeetassen online bestellen können, ”denken wir nicht wirklich über eine Online-Distribution nach.” Nur über eine Sache denkt Heinz G. Zenk noch intensiv nach, und zwar was die Verbesserung der Site angeht: ”Wir wollten eine 100-prozentige Site und haben nur eine 90-prozentige bekommen. An den restlichen 10 Prozent arbeiten wir.”